Pflanzen benötigen bekannterweise Wasser um weiterhin gedeihen und wachsen zu können. Doch gerade dieser überlebensnotwendige Part in der Pflanzenpflege birgt ein enormes Gefahrenpotenzial für den grünen Liebling. Durch Staunässe verfaulte Wurzeln, verbrannte Blattränder oder Jungpflanzen die vor der ersten Blütenbildung verwelken – all diese schrecklichen Szenarien lassen sich durch korrektes Gießverhalten vermeiden. Damit keine Pflanze unnötig leiden muss klären wir die 10 häufigsten Fehler beim Gießen auf.
Wie Sie Fehler beim Gießen vermeiden können, in diesem Video:
1. Pflanze ist nicht gleich Pflanze
Einer der größten Fehler ist es alle Pflanzen auf die gleiche Weise zu behandeln. Auch wenn es sich anbietet das Gießgefäß einmal aufzufüllen und alles Grün auf einmal zu bewässern, sollte diese Variante dringlichst vermieden werden. Keinesfalls sollten alle unterschiedlichen Pflanzen zum selben Zeitpunkt die gleiche Menge Wasser erhalten. Für die Gewächse gibt es keine pauschalen Vorgaben wieviel Wasser diese benötigen. Zwar können grobe Richtlinien erstellt werden, jedoch sind diese von unzähligen Faktoren beeinflussbar. Als Faustregel lässt sich sagen, je mehr Sonneneinfluss und je größer die Blätter, desto größer ist der Wasserverbrauch.
Besonders bei Pflanzen in unterschiedlichen Vegetationsphasen sollte eine Augenmerk auf den tatsächlichen Wasserverbrauch gelegt werden. Während Jungpflanzen deutlich mehr Feuchtigkeit benötigen, genügt Knollenpflanzen in der Ruhephase im Winter gerade mal so viel Wasser, dass sie nicht vollkommen austrocknen. Ein weiterer großer Faktor ist ob die Pflanze Früchte trägt, und wenn ja, welche Früchte. Tomaten und Gurken bestehen zu einem großen Teil aus Wasser und dieses muss von der Pflanze bereitgestellt werden.
So ziemlich jede Pflanze, die bei einem Händler erworben wird, wird mit einen Pflegehinweise auf den Steck- oder Hängeetiketten ausgestattet. Natürlich dienen diese als Vorlage wieviel und wie oft man gießen muss, jedoch ist ein „zweimal pro Woche“ keine strikte Vorgabe, da vor allem der Standort der Pflanze einen großen Einflussfaktor besitzt. Beim Gießen muss man auf die Bedürfnisse der Pflanze eingehen und entsprechend ihres Verhaltens handeln. Flexibles Gießen und regelmäßige Kontrolle des Bodens sind der Schlüssel zum Erfolg. Um die Feuchtigkeit zu überprüfen genügt es bei kleinen Töpfen die „Fingerprobe“ durchzuführen, bei größeren Töpfen sollte ein Feuchtigkeitsmesser verwendet werden. Ist die Oberfläche der Erde noch feucht, sollte das Gießen besser um ein paar Tage verschoben werden.
3. Gießen mit Maß und Ziel
Auch wenn es gut gemeint ist, zu viel Wasser wirkt sich negativ auf die Vegetation von Pflanzen aus. Im schlimmsten Fall, wenn sich Staunässe über einen längeren Zeitraum hält, beginnen die Wurzeln zu faulen und die Pflanze verwelkt endgültig. Um dieses Horror-Szenario zu vermeiden, sollte man beim Gießen lieber zu weniger Wasser greifen. Als Faustregel gilt erst kurz bevor Pflanzen ihre Blätter hängen lassen zu gießen.
Diesen Aspekt sollte man besonders bei mediterranen Pflanzen beachteten – diese benötigen von Natur aus weniger Feuchtigkeit. Zieht man Pflanzen zu genügsamen „Trinkern“, bilden sich deutlich kräftigere und längere Wurzeln, die auf der Suche nach Wasser graben. Starke und gesunde Wurzeln bilden eine stabile Basis für den Wachstum der Pflanze, daher ist es ratsam, etwas weniger Gießwasser zu verwenden und somit das Wurzelwachstum zu unterstützen.
Wenn Pflanzen verwelken, obwohl die Umgebungsbedingungen für sie perfekt sein sollten, kann die Ursache dafür oft an Wassermangel liegen. Die Erde rund um die Pflanze wurde bewässert, es bilden sich sogar kleine Pfützen und es ergibt sich der Gedanke, dass genügend Wasser verabreicht wurde. Um keinen Wasserüberschuss zu verursachen wir die Bewässerung dann meist gestoppt. Doch dieses Fehlverhalten kann tragische Auswirkungen haben. Gräbt man mit den Fingern etwas in der Erde, so kann man bemerken, dass nur die oberste Erdschicht nass und die darunterliegenden staubtrocken sind.
Wenn die Erde trocken oder nicht bereit ist Wasser aufzunehmen, bleibt dieses an der Oberfläche und tritt nicht in tiefere Erdschichten vor, in denen die Wurzeln sehnlich darauf warten. Wird bemerkt, dass der Boden das Wasser nicht oder nur langsam aufnehmen kann, ist geraten die Erdoberfläche in einem schnellen Gießdurchgang zu befeuchten, das Wasser einsickern zu lassen und anschließend erst das eigentliche Gießen zu vollziehen. So wird der Boden vorbereitet mehr Wasser aufzunehmen und erlaubt diesem tiefer vorzudringen
4. Urlaubsvertretung
Manchmal braucht man eine Auszeit vom Alltagsleben und tritt eine Reise an um dem zu entfliehen. Während man selbst die Freizeit und das Leben genießt, leiden Pflanzen schrecklich, sofern sich in dieser Zeit niemand um ihre Pflege bemüht. In den seltensten Fällen überstehen die grünen Mitbewohner lange Trockenperioden ohne Schäden, daher sollte für solche Fälle ein Alternativplan parat stehen. Man kann einen Freund oder eine Freundin, Nachbarn oder Nachbarin bitten sich um die Lieblinge zu kümmern – bestenfalls besitzt die Urlaubsvertretung einen grünen Daumen und möglicherweise findet man die Pflanzen in besserem Zustand vor als in dem man sie verlassen hat.
5. Korrekte Wassertemperatur beim Gießen
Wie bei Menschen äußert sich die Wassertemperatur entweder ins positive oder negative. Heißes Gießwasser lässt nicht nur die menschliche Haut verbrühen, es hat die selben Auswirkungen auf Pflanzen. Kaltes Wasser hingegen übt einen regelrechten Kälteschock aus. Diese beiden negativen Einflüsse wirken sich auf den Wachstum aus und hemmen diesen. Lauwarmes Leitungswasser oder Regenwasser eignen sich äußerst gut als Wasserversorgung. Gibt es keine Möglichkeit zur Temperaturregelung, wie einen Temperaturregler an der Wasserleitung, kann man das Wasser in einer Gießkanne für ein paar Stunden aufbewahren und für das anschließende Gießen akklimatisieren. Aufgefangenes Regenwasser aus Regentonnen ist die beste Option zum Bereitstellen von Gießwasser. Einerseits hat es bereits die richtige Temperatur, andererseits kann man unnötige Wasserkosten sparen. Damit hier keine Algenbildung gefördert wird und das Wasser an Qualität verliert, darf man die Regentonne nicht in der direkten Sonne platzieren.
6. Nährstoffzugabe mittels Dünger
Pflanzen, vor allem Zimmer- und Topfpflanzen, benötigen Unterstützung beim Wachstum durch Zugabe von Dünger. Meist, wenn sich Blätter gelb- oder bräunlich verfärben und sich die Vegetation in Grenzen hält, scheitert es an fehlenden oder gar falschen Nährstoffen. Im Innenraum wird ungerne zu Kompost oder ähnlichem gegriffen was unansehnlichen Geruch verbreitet. Die Lösung für dieses Problem heißt Flüssigdünger. Diesen kann man direkt zum Gießwasser hinzufügen und den Pflanzen so Nährstoffe bereitstellen. Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Auch wenn der Grundgedanke aus guten Absichten besteht, kann es bei massiver Überdüngung zum Absterben der Pflanze kommen. Das Absterben wird durch Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Nährstoffen eingeleitet. So kann beispielsweise ein zu hoher Phosphat Gehalt die Aufnahme anderer wichtiger Nährstoffe behindern. Symptome für Überdüngung sind eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Krankheiten und deutlich geschwächte Stabilität des Pflanzengerüsts. Verbrannte Blattränder sind ebenso ein Indiz für die Verwendung von zu viel Dünger.
7. Gießen zu den richtigen Zeitpunkten
Gerade in der heißen Sommerperiode benötigen Pflanzen mehr Wasser als zur restlichen Zeit des Jahres. Wenn die Sonne ihr volles Potenzial ausschöpft und Hitze verbreitet, ist es wichtig, dass man zum richtigen Zeitpunkt gießt. Die beste Zeit des Tages um die Pflanzen zu gießen ist zwischen drei und vier Uhr morgens – also kurz bevor die Sonne aufgeht. Hier ist die Temperatur am kühlsten und die Erde kann das Wasser bestmöglich aufnehmen. Außerdem können sich die Pflanzen so einen Wasservorrat ansammeln, welcher ihnen hilft den Tag bis zur nächsten Wasserlieferung zu überstehen. Im schlechtesten Fall wird während der Mittagssonne gegossen. Zu dieser Zeit kann der Boden wenig Wasser aufnehmen, ein Großteil davon verdunstet sofort und die Pflanze bekommt nur wenig davon ab.
Gegen Abend, kurz bevor die Sonne hinter dem Horizont verschwindet und die Temperaturen wieder erträglicher werden, ist wohl der weitverbreitetste Zeitpunkt zum Gießen der Gewächse. Doch irrtümlicherweise hilft das den Pflanzen nur gering. Auch wenn sie den ganzen Tag in der Sonne schmorrten und Wasser benötigen, kann der Boden das feuchte Nass schlecht aufnehmen und viel Wasser geht verloren, da dieses am aufgewärmten Boden verdunstet. Beim Gießen sollte man daher die Variante frühmorgens wählen. An äußerst heißen Tag kann der Pflanze abends natürlich zusätzlich Wasser zugesetzt werden.
8. Gezieltes Gießen
Die Natur zeigt es vor – Regen fällt von oben herab auf die Blätter der Pflanze und landet schließlich am Boden. Eines der wenigen Vorbilder die man sich besser nicht von der Natur abkupfert. Beim Bewässern von oben geht einerseits sehr viel Wasser verloren, da Pflanzen über ihre Blätter nur wenig bis so gut wie gar kein Wasser aufnehmen, andererseits wirken Tropfen, welche auf den Blättern verbleiben, bei anschließender Sonneneinwirkung wie ein Linse. Dadurch erreicht man genau das Gegenteil von dem was man erreichen wollte.
Die Pflanzen bekommen weniger Wasser und nehmen möglicherweise Schaden durch die verstärkte Sonneneinwirkung. Einige Pflanzen, beispielweise Tomatenpflanzen, können gerade in der Blütephase empfindlich auf Wasser von oben und Spritzwasser vom Boden reagieren. Sind diese Pflanzen nass, sind sie anfälliger gegenüber Pilzerkrankungen und anderen Krankheiten. Daher sollte man beim Gießen darauf achten, dass das Gießwasser möglichst erdnahe zugeführt wird. So kann das Wasser gezielt zur Pflanze gebracht und Verschwendung des kostbaren Guts vermieden werden.
9. Mulchen
Mulchen beschreibt das Bedecken oder ein Vermischen der Erde mit bestimmten Materialien. Hierfür eignen sich Rindenmulch, Granitsplit oder Kieselsteinchen. Diese sind in so ziemlich jedem Fachgeschäft erhältlich und sind eine wahre Bereicherung für die Pflanzen. Die, durch das Mulchen in die Erde eingebrachten, Stoffe ermöglichen dem Boden Wasser länger zu speichern, da dieses durch die Zusätze nicht so schnell verdunstet. Ein weiterer Vorteil dessen ist, dass man sie seltener gießen muss.
10. Jungpflanzen nicht wie Ausgewachsene behandeln
Jungpflanzen sind gezogene Nachfahren von ihren Elternpflanzen. Man darf sie aber keineswegs wie diese behandeln. Ihre dünnen und kurzen Wurzeln erreichen die Wasserreservoirs im tiefen Erdreich nicht. Werden sie wie ausgewachsene Pflanzen behandeln, gelangen sie nicht an genug Wasser und Nährstoffe um zu Größe zu gelangen. Jungpflanzen sollte man daher direkt dort gießen, wo sie aus dem Erdreich ragen. Somit wird das Wasser genau dort platziert, wo es erreichbar ist und gebraucht wird. Da die Blätter bei den Sprösslingen zumeist mehr Wasser verdunsten lassen als die jungen Wurzeln aufnehmen, hilft es den Jungpflanzen, wenn die Umgebungsfeuchtigkeit erhöht ist. Diese Umgebungsveränderung kann mit einer Abdeckung erreicht werden. Ansonten kann man die Pflanze, solange sie nicht in der prallen Sonne steht, mehrmals täglich mit Wasser besprühen.
Für ein langes, glückliches Pflanzenleben
Gießen wird in der Pflanzenpflege als trivialer Part angesehen, und dennoch beinhaltet es so einige Heimtücken. Der schmale Grat zwischen zu viel und zu wenig Wasser entscheidet manchmal zwischen dem Blühen und Verwelken. Wie auch bei uns Menschen ist die Wassertemperatur ausschlaggebend für das Wohlbefinden. Unterschiedliche Pflanzenarten kreieren den markanten Charme der Natur. So sehr sich Pflanzen in ihrer Blütenfarbe und ihrem optischen Erscheinungsbild unterscheiden, so ist auch ihre Begierde nach Wasser unterschiedlich groß.