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Kompostierung – 7 verschiedene Wege

Durch das Kompostieren leisten die Gärtner einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung des Ökosystems.
Selbst hergestellter Kompost enthält viele Nährstoffe und Mikroorgansimen.

Durch das Kompostieren leisten die Gärtnerin und der Gärtner einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung des Ökosystems im eigenen Garten. Selbst hergestellter Kompost aus den hauseigenen Abfällen hat einen hervorragenden Cocktail an Nährstoffen und Mikroorganismen zu bieten. Die Gewinnung und Wiederzuführung harmoniert mit dem Kreislauf der Natur und ist daher wichtiger Bestandteil ökologischen Gärtnerns. Wer kompostiert, leistet zudem einen entscheidenden Beitrag in Sachen Müllvermeidung, wie uns die Zero-Waste-Bewegung derzeit klar vor Augen führt. Dabei muss es gar nicht die garteneigene Komposthalde oder der gute alte Freestyle-Komposthaufen aus Omas Zeiten sein. Auch hier hat der (technische) Fortschritt der Natur und damit uns allen bereits gute Dienste geleistet. Je nach Bedarf gibt es im Wesentlichen 7 verschiedene Varianten der Kompostierung, die sich als praktikabel für große und kleine Gärten erwiesen haben. Aber auch für Terrassen und Indoor-Gärtner*innen gibt es Tipps, wie die Kompostierung für Minimalisten gelingen kann

Verschiedene Wege der Kompostierung, hier in diesem Video:

1. Heißer Kompost – schnelle Ergebnisse

Bei der Methode des heiß oder warm Kompostierens unterstützt man den natürlichen Vorgang der Kompostierung, indem man den Mikroorganismen ihre Arbeit so leicht wie möglich macht. Sie laufen förmlich zu Höchstleistungen auf, wenn sie ihren Job unter perfekten Bedingungen verrichten dürfen. Das richtige Verhältnis von Kohlenstoff zu Stickstoff, zerkleinerte Abfälle, konstante Feuchtigkeit und regelmäßige Durchlüftung sind die Voraussetzungen dafür. Man ahnt es schon: Diese Methode ist nichts für Bequeme. Allerdings hat sie den Vorteil, schnell gute Ergebnisse zu liefern. Wer also vorausschauend plant und reichlich Freizeit und Energie in den Kreislauf des Gartenlebens investieren möchte, kann mit dieser Methode innerhalb von 3 Wochen eine ordentliche Menge Kompost erwirtschaften. Das Zünglein an der Waage zwischen Erfolg und Misserfolg ist hier das Verhältnis von Kohlenstoff zu Stickstoff. Es sollte bei 25:1 liegen. Besser veranschaulichen lässt sich das Mischverhältnis anhand seiner Bestandteile.

Bei der Methode des heiß oder warm Kompostierens unterstützt man den natürlichen Vorgang der Kompostierung.
Beim warmen Kompostieren ist das Verhältnis von Stickstoff zu Kohlenstoff entscheidend.

Welche Kohlenstoff-Lieferanten gibt es?

Kohlenstoff-Lieferanten für die Kompostgewinnung sind: Heu und Stroh, trockenes Laub, kleinere oder zerkleinerte Äste und Zweige, aber auch Reste von Karton und Papier sowie Sägespäne und Hackschnitzel. Den nötigen Stickstoff steuern bei: Grasschnitt, Speisereste, Mist und Kaffeesud. Mit einem Mischverhältnis von 3:1 hat man eine gute Ausgangslage, im Zweifelsfall kann immer noch nachgebessert werden. Im Fachhandel werden für diese Art der Kompostgewinnung geschlossene Systeme angeboten (Stichwort: Wärmekomposter). Einfacher zu handhaben ist jedoch ein simpler Haufen an einem überdachten Platz im Garten. Überdacht sollte er deshalb sein, damit die Wasserzufuhr gesteuert erfolgen kann und nicht willkürlich geschieht. Die Zugabe von künstlichen Starterkulturen ist nicht notwendig. Als Kick genügen Mutter Natur hier ein paar Schaufeln fertiger Kompost. Ordentlich durchgemischt und befeuchtet kann die Arbeit beginnen.

Nach ein paar Tagen sollte die Wärmeentwicklung zwischen 50 und 70 Grad Celsius erreicht haben. Wer kein Bodenthermometer zur Hand hat, nimmt einfach diese. Faustregel: Ist es im Inneren des Haufens unangenehm heiß, läuft alles nach Plan. Bei zu geringer Hitze muss mit Wasser und Grünzeug (also Stickstoff) nachgebessert werden. Regelmäßiges Umgraben ist der mühsame Teil bei dieser Methode, allerdings ist er unerlässlich. Das Durchmischen fördert nämlich die Sauerstoffzufuhr und hält die Wärme im Inneren konstant. So kann bereits nach 3 Wochen mit perfektem, feinkrümeligem Kompost gerechnet werden.

2. Kaltes oder passives Kompostieren: der Natur ihren Lauf lassen

Dies ist die einfachste, bequemste und daher auch die mit Abstand am weitesten verbreitete Art der Kompostgewinnung. Sie eignet sich für Gärtnern auf wenig Platz, eine Komposttonne oder ein Sack finden schnell irgendwo ein Plätzchen zum Bleiben. Für die flächendeckende Versorgung großzügiger Parkanlagen mit hausgemachtem Kompost ist diese Art der Kompostierung natürlich besonders geeignet. Ein Komposthaufen findet sicher irgendwo Platz, wo Speisereste und Gartenabfälle ihre letzte Ruhestätte finden, bevor sie als nützlicher Dünger wieder dem natürlichen Kreislauf der Natur zugeführt werden.

Einzig und allein vom Entsorgen von Fleischresten, Knochen und Fischabfällen sollte man hier Abstand nehmen. Diese locken Ratten und Füchse magisch an, und auch wenn sich Mensch und Tier im heimischen Garten gleichermaßen wohlfühlen sollen, zählen besonders Ratten zu den eher weniger gern gesehenen Gästen. Sie sind aufgrund ihrer Intelligenz und Kommunikationsfähigkeit untereinander schnell imstande, günstige Gelegenheiten als solche zu erkennen. Auf diese Weise können die schlauen Tiere recht schnell Schuppen, Garage, Keller und über diesen auch den Wohnbereich erobern.

Das passive Kompostieren ist in Deutschland sehr beliebt.
Das passive Kompostieren ist bequem und benötigt zudem wenig Platz.

3. Der Trommel-Komposter – Kompostierung im Handumdrehen

Diese Geräte eignen sich hervorragend als platzsparende und saubere Lösung für den kleinen Garten oder ambitionierte Urban Gardening-Projekte, wo jeder Zentimeter zählt und optimal genutzt werden muss. Die Garten- und Küchenabfälle werden nach Belieben und Bedarf eingefüllt, die Trommel sollte alle paar Tage gedreht werden, um das Durchmischen und die Luftzirkulation zu gewährleisten. Auf einfache, saubere Art und Weise bekommt man so bereits nach einem Monat qualitativ einwandfreien Kompost geliefert. Die Modelle gibt es in unterschiedlichen Ausführungen und Größen. Sie werden mitunter aus recyceltem Plastik gefertigt, was dem Umweltgedanken zusätzlich sehr entgegenkommt. Darüber hinaus sind sie witterungsbeständig und können ganzjährig ihren Dienst im Freien verrichten.

Durch den Trommel-Komposter erhält man nach einem Monat qualitativ hochwertigen Kompost.
Der Trommel-Komposter sollte mehrmals in der Woche gedreht werden.

4. Der Wurm-Komposter – Kompostierung für Tierfreunde

Die Fundamentalisten unter den Gärtnern würden diese Methode wohl als die einzig wahre beschreiben. Hier kommt zusammen, was zusammengehört: Gartenabfälle, Speisereste und emsige Regenwürmer, die zuverlässig und kompetent ihren Job erledigen. Sie futtern sich hoch motiviert 24 Stunden täglich durch unsere Abfälle. Dank ihrer Verdauungsenzyme erhalten wir als Gegenleistung für das All you can eat Buffet feinsten Kompost in Premiumqualität. Auch hier bietet der Markt inzwischen eine Vielzahl von verschiedenen Systemen an. Ähnlich dem Trommel-Komposter sind sie platzsparend und sauber und können auch auf Balkon oder Terrasse aufgestellt werden. Die Basis für die gute Arbeit der Würmer sollte eine Schicht aus Papier oder Kokosfasern sein, erst dann gibt man ca. ein Kilogramm lebende Regenwürmer dazu. Diese lassen sich mittlerweile übrigens auch schon problemlos online bestellen. Der Kompostierung mit tierischer Unterstützung steht somit nichts mehr im Wege.

Die Basis für eine gute Kompostarbeit der Würmer sollte eine Schicht aus Papier oder Kokosfasern sein.
Dank der Verdauungsenzyme der Würmer erhält man Kompost in Premiumqualität.

5. Die Bokashi-Methode – Kompostierung von Essensresten und Küchenabfällen

Ein leidiges Thema in Sachen Kompostierung sind Speisereste wie Fleisch, Fisch, Knochen und alle Nahrungsmittelabfälle, die nicht im Kompost landen sollten, da sie – wie bereits erwähnt – Ratten und Füchse in den Garten locken. Auch für den Restmüll sind sie nicht geeignet. Was die wenigsten von uns wissen: In Speiseresten schlummert enormes Potenzial als Pflanzendünger, wenn man sie richtig dazu verarbeitet. Die Bokashi-Methode ist, ähnlich den zuvor genannten, auch für bescheidene Platzverhältnisse geeignet. Ein 20 Liter Kübel, der luftdicht verschlossen werden kann, reicht für erste Gehversuche völlig aus. Später kann man dann bei Bedarf immer noch in ein professionelles System investieren.

Die Abfälle werden abwechselnd schichtweise mit dem Bokashi-Ferment, auch als Bokashi-Kleie bekannt, eingefüllt. Sie ist im gut sortierten Fachhandel – analog und online – erhältlich und drückt mit einem Preis von ca. 12 Euro pro Kilo auch nicht sonderlich schmerzhaft aufs Budget. Diese Methode funktioniert ausschließlich ohne Zugabe von Sauerstoff, der Deckel muss also wirklich luftdicht sein. Das Fermentieren dauert ca. 2 Wochen, beim erstmaligen Öffnen sollten empfindliche Nasen besser einen Sicherheitsabstand einnehmen. Zum Vorschein kommt eine gallertartige, dunkle Masse, die insgesamt mehr an ein Produkt aus der heimischen Kanalisation denken lässt als an erstklassigen biologischen Dünger.

In Speiseresten schlummert enormes Potenzial als Pflanzendünger, wenn man sie richtig dazu verarbeitet.
Das Fermentieren dauert mit der Bokashi-Kompostierung ca. 2 Wochen.

Das Ergebnis kann direkt als Super-Dünger ins Erdreich eingebracht werden. Bereits nach wenigen Tagen wird nichts mehr davon zu sehen sein, es löst sich vollständig im Boden auf. Das Ferment kann aber auch als Energie-Booster zu anderem Kompost hinzugegeben werden. Geeignet ist die Bokashi-Methode für experimentierfreudige Gärtner*innen, die Speisereste und hartnäckige Küchenabfälle sicher, sinnvoll und ökologisch wertvoll recyclen möchten.

6. Kompostieren ohne Zwischenschritt: Abfälle direkt ins Erdreich einbringen

Eher unkonventionell erscheint diese Methode der Kompostierung auf den ersten Blick. Sie wurde im Zuge der Internet Garten-Hypes der letzten Jahre wieder populär, ist aber durchaus schon zu Großmutters Zeit bekannt gewesen und praktiziert worden. Küchenabfälle wie Obstschalen, Kaffeefilter, Eierschalen, aber auch zerkleinerte Gartenabfälle und Strauchschnitt sind für diese Methode geeignet. Sie werden direkt im Beet vergraben und mit einer großzügigen Schicht Erde bedeckt. Den Rest erledigt auch hier die Natur in Eigenregie. Wichtig: Die Kompostierung dauert mindestens 4 Wochen. Vor Ablauf dieser Zeit dürfen keine Pflanzen in das so präparierte Erdreich eingebracht werden. Wenn der Abfall nicht vollständig kompostiert ist, kann der erwünschte Effekt sich schnell ins Gegenteil verkehren. Vorsicht geboten ist hier beim Vergraben von Fleisch, Fisch oder Knochen. So manche tierischen Räuber wären entzückt über diese Gabe und würden dafür auch vor exzessiven Grabungsarbeiten nicht zurückschrecken.

Küchenabfälle wie Obstschalen, Kaffeefilter oder Eierschalen kann man direkt in der Erde vergraben.
Küchenabfälle kann man direkt im Beet vergraben und großzügig mit Erde bedecken.

7. Kompostierung als Tauschgeschäft

Eine gewisse Leidenschaft für ökologisches Gärtnern verlangt diese Methode der Kompostgewinnung seinen Anhängern ab. Sie ist definitiv nichts für Bequeme, adelt ihre Fans dafür aber als hingebungsvolle Bio-Gärtner*innen erster Güte. Dafür kann man dieser Methode auch frönen, wenn man lediglich über eine Wohnung mit Balkon verfügt, seinen Pflanzen aber dennoch die beste Versorgung mit Nährstoffen und Mikroorganismen angedeihen lassen möchte. Die Küchenabfälle sammelt man in eigens dafür entworfenen Behälter in der Küche. Ein spezieller Deckel sorgt für Geruchsneutralität in der Wohnung. Ist der Eimer voll, bringt man ihn zur nächstgelegenen Kompostieranlage oder anderen Gartenfans, die dessen Inhalt großzügig und gerne gegen eine Ladung Kompost zu tauschen bereit sind.

Welchen Hype das Kompostieren in den letzten Jahren wieder erfahren durfte, zeigt übrigens die enorme Bandbreite an Designer-Modellen für diese Küchen-Eimer. Praktisch war anscheinend gestern, dieser Aspekt sollte bei der Auswahl und dem Kauf des eigenen Modells jedoch definitiv die Kaufentscheidung in die richtige Richtung lenken. Ein optisch ansprechendes Modell, welches aber den Geruchssinn der Hausbewohner strapaziert und vielleicht sogar Schädlinge in den Wohnbereich entlässt, hat seinen Zweck klar verfehlt.

Die Küchenabfälle sammelt man in eigens dafür entworfenen Behälter in der Küche.
Ein spezieller Deckel des Kücheneimers sorgt für Geruchsneutralität in der Wohnung.

Recycling als Win-Win-Situation

Wie diese 7 Methoden der Kompostierung sehr gut veranschaulichen, gibt es mehr als einen Grund, die eigenen Abfälle dem Ökosystem im heimischen Garten wieder in Form von Kompost zuzuführen. Neben dem Gedanken der Wiederverwertung kann die Wichtigkeit rein biologischen Düngens gar nicht oft genug betont werden. Es bleiben trotz der Gabe von Kompost noch genügend Baustellen im heimischen Garten, wo dieser (allein) nicht ausreicht und nachgeholfen werden muss. Wie die vorgestellten Varianten zeigen, ist Kompostierung praktisch für jede/n und für ziemlich alle Lebens- und Wohnsituationen praktizierbar. Der Gedanke, auch hier autark und völlig eigenständig einen weiteren Schritt in Richtung Selbstversorgung und Umweltschutz zu tun, schafft ein zusätzliches Erfolgserlebnis.

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