Pflanzenvermehrung mag auf Anfänger abschreckend wirken. Ein Teil einer gesunden Pflanze wird scheinbar wahllos abgeschnitten oder ein Stück des Wurzelballens herausgerissen. Was sich auf den ersten Blick für Pflanzenliebhaber erschreckend anhört, ist deutlich harmloser als es scheint. Mit etwas Ahnung von Pflanzenvermehrung können Sie ihre geliebten Pflanzen vermehren und zu einer grüneren Umgebung beitragen. Zimmerpflanzen können das ganze Jahr vermehrt werden, jedoch bietet sich der Frühling dafür am besten an. Während die Pflanzenwelt im Freien wieder zu alter Frische zurückkehrt, bilden auch Ihre Zimmerpflanze neue Triebe aus und bekräftigen das Wurzelwachstum. Das ist eine hervorragende Basis, um ihre grünen Lieblinge zu vermehren. Damit Sie dabei die größtmöglichen Erfolgschancen haben, haben wir für Sie folgend eine Schritt für Schritt Anleitung für die richtige Pflanzenvermehrung von Zimmerpflanzen erstellt.
Vermehrungstechniken
Vermehrung durch Stecklinge
Pflanzen durch Stecklinge vermehren ist wohl die einfachste Art Jungpflanzen kostengünstig zu bekommen. Diese Variante beruht auf der Fähigkeit von abgetrennten Trieben Wurzeln zu bilden. Was in der Natur von selbst geschieht, muss bei Zimmerpflanzen per Hand durchgeführt werden. Um Stecklinge zu gewinnen, muss ein Trieb der jeweiligen Pflanze abgetrennt werden. Beim Abtrennen des Triebes sollten Sie die Länge und Eigenschaften des Triebes beachten. Eine Länge von 10 bis 20 cm bietet sich als ideales Maß an. Der Trieb darf nicht verholzt sein und vorhandene Blüten und Knospen müssen entfernt werden. Da sich aus der Schnittfläche im späteren Verlauf Wurzeln bilden werden, sollten Sie nur wenige Blätter im oberen Bereich stehen lassen und die anderen entfernen.
Die entstehende Jungpflanze kann zu Beginn nur wenig Wasser aufnehmen, da sich erst Wurzeln bilden müssen. Durch das Entfernen der Blätter minimieren Sie den Wasserverbrauch des abgetrennten Triebs und unterstützen ihn bei der Entwicklung. Eine Wurzelbildung bei Stecklingen kann entweder im Wasserglas oder in feuchter Erde erreicht werden.
Im Wasserglas
Befüllen Sie ein Glas mit Wasser und platzieren Sie den abgetrennten Trieb darin. Schon haben Sie die gesamte Arbeit der Pflanzenvermehrung erledigt und können sich entspannt zurücklehnen bis sich Wurzeln bilden. Wenn das Wasser Raumtemperatur besitzt dauert die Wurzelbildung etwa 2 bis 3 Wochen. Sobald sich die neuen Wurzeln gut ausgebildet haben, kann man den Steckling in ein artgerechtes Substrat einpflanzen und wie Jungpflanzen pflegen. Bei der Variante der Vermehrung durch Stecklinge im Wasserglas sollten Sie die Wassereigenschaften und den Standort des Glases beachten. Das Wasser sollten Sie etwa einmal pro Woche austauschen, ansonsten schadet die Wasserqualität dem Steckling. Platzieren Sie das Glas außerdem an einem hellen Standort, der kein direktes Sonnenlicht abbekommt. So können Sie Algenbildung vermeiden.
In feuchter Erde
Das Züchten von Stecklingen in feuchter Erde beruht auf dem selben Prinzip wie die Variante im Wasserglas. Hierbei wird der Trieb jedoch nicht in Wasser, sondern in feuchte, nährstoffarme Erde gesteckt. Die Nährstoffarmut sorgt dafür, dass der aggressive Dünger die frisch gebildeten, zarten Wurzeln nicht angreift. Stecken Sie die Triebe in die Erd-Sand-Mischung, so dass ein bis zwei Drittel unter der Erde sind. Dabei sollten Sie darauf achten, dass alle noch vorhandenen Blätter überirdisch sind. Sie können diese Variante in einem Topf oder einem Anzuchtkasten durchführen. Wenn Sie sich für den Topf entscheiden, achten Sie darauf, dass Sie einen Plastikbeutel über den Steckling oder den gesamten Topf stülpen. Somit verhindern Sie das Verdunsten von Wasser und bieten Ihrem Steckling mehr Feuchtigkeit.
Beachten sie, dass durch die aufgestaute Feuchtigkeit ein erhöhtes Schimmelpotenzial besteht. Nehmen Sie, um dem entgegenzuwirken, den Plastikbeutel einmal täglich für ein paar Minuten ab. Die einfachere und optisch besser Lösung ist die Verwendung von einem Anzuchtkasten. Diese sind speziell auf die Pflanzenvermehrung und Aufzucht durch Samen konzipiert. Sobald der Steckling die ersten Triebe gebildet hat, kann man ihn umtopfen. Zu diesem Zeitpunkt kann man den Plastikbeutel ein letztes Mal entfernen oder den Anzuchtkasten verstauen. Für die anfängliche Wachstumsphase sollten Sie am besten Anzuchterde verwenden. Diese ist hervorragend auf die Bedürfnisse der Jungpflanze angepasst.
Blattstecklinge
Blattstecklinge sind zwar nicht so bekannt wie die Pflanzenvermehrung durch Triebe, bietet jedoch so manche Vorteile und kann bei einigen Pflanzenarten problemlos angewendet werden. Wie der Name bereits verrät verwendet man zur Vermehrung Blätter. Bei manche Pflanzen, wie beispielsweise der Aloe Vera, benötigt man nicht einmal ein ganzes Blatt. Bereits aus einem Blattteil kann man eine neue Pflanze züchten. Wichtig ist, dass die Mutterpflanze gesund und stark ist. Ist diese krank oder schwächlich, wird die Genetik an den Steckling weitergegeben und Sie erhalten, falls der Steckling es überhaupt so weit schafft, eine schwache, anfällige Pflanze. Für die Pflanzenvermehrung wird ein Blatt, mit oder ohne Stängel, abgeschnitten und, wie bei der Triebvariante, entweder in Wasser gesetzt oder schräg in eine Erde-Sand-Mischung gepflanzt.
Je nach Pflanzenart müssen Sie mehr oder weniger Geduld an die Sache legen. Während es bei Sonnenblumen äußert schnell geht, kann es bei so manchen Zimmerpflanzen mehrere Monate dauern bis sich Wurzeln bilden. Diese bieten die Grundlage für die weitere Entwicklung. Während das Blatt, welches die Basis für die gezüchtete Pflanze war, abstirbt, wächst Ihre Jungpflanze aus diesem hervor. Bei Blattstecklingen besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Fäulniserscheinung. Umso kleiner Sie die Schnittfläche des Blattes halten, umso geringer ist das Risiko für das Blatt zu verfaulen.
Teilung
Manche Pflanzenarten können durch Teilung des Wurzelgebildes vermehrt werden. Diese Art der Pflanzenvermehrung vermehrt Ihre Pflanzen und dient gleichzeitig als Verjüngungskur für die ältere Pflanze, falls diese schon wachstums- und blütefaul ist. Für diese Variante graben Sie die Pflanze aus und brechen den Wurzelballen vorsichtig auseinander, so dass Sie zwei oder mehrere Pflanzenstücke mit Wurzeln in den Händen haben. Anschließend pflanzen Sie alle Teile wieder in Erde ein und gießen in den kommenden Wochen etwas mehr. Durch die Teilung wird die Pflanze vermehrt und die entstandenen Teile können anwachsen um in Zukunft möglicherweise erneut geteilt zu werden.
Genügsame Pflanzen für Anfänger
Efeutute
Die Efeutute bring natürlichen Glanz in jedem Raum. Er lässt sich sowohl in Form eines Wasserfalls nach unten hängen, und wächst ebenso an einer Halterung nach oben. Um Ihre Efeutute zu vermehren ist der beste Zeitpunkt, wenn diese wieder mal einen Zuschnitt benötigt. Sorgen Sie sich nicht um die Schnittstelle der Mutterpflanze. Schon nach kurzer Zeit wird die Rebe aus der Schnittfläche weiterwachsen. Achten Sie beim Beschneiden darauf den Schnitt in der Mitte eines Abschnittes zwischen den Blättern zu machen. Die Knoten, aus denen die Blätter wachsen, werden später Wurzeln wachsen. Achten Sie daher darauf diese Knotenpunkte nicht zu verletzten. Sobald Sie einen abgeschnittenen Teil der Pflanze in der Hand halten wird dieser noch weiter bearbeitet. Setzen Sie weitere Schnitte so, dass auf beiden Seiten des Knotens etwa 1 cm und das bestehende Blatt überbleibt.
Sobald dieser Schritt erledigt ist, können Sie den zugeschnittenen Knoten in ein mit Wasser befülltes Glas geben. Nach etwa einer Woche können erste Ansätze der Wurzeln zu sehen sein. Stellen Sie das Wasserglas an einen hellen und warmen Standort. Behalten Sie den Wasserstand im Auge, denn bei diesen Pflanzen kann es vorkommen, dass dieser schneller sinkt als bei anderen Pflanzen. Vergessen Sie nicht darauf das Wasser einmal wöchentlich zu erneuern, um der Nachwuchspflanze frisches Wasser mit genügend Sauerstoff zur Verfügung zu stellen. Sobald die Wurzeln etwa 2 cm lang sind kann man den Steckling in Erde pflanzen.
Das Einpflanzen eilt bei dieser Pflanzenart nicht, Sie können sie auch mehrere Monate im Wasserglas halten. Achten Sie beim Einpflanzen in die Erde jedoch darauf, dass die Efeutute nun lange Zeit im Wasser war und eine ständige Versorgung dessen garantiert hatte. Befeuchten Sie die Erde vor dem Einpflanzen daher besser großzügig mit frischem Wasser und mischen diese ordentlich durch. Damit die Jungpflanze ihrem großen Vorbild optisch ähnelt, sollten Sie mehrere Stecklinge ziehen und diese zusammen in einen Topf einpflanzen.
Leuchterblume
Die Leuchterblume, oder in Fachkreisen Ceropegia woodii genannt, beeindruckt mit ihren langen Reben und den kleinen, herzförmigen Blättern. Sie lässt sich ähnlich wie die Efeutute vermehren. Auch bei der Leuchterblume wachsen die Blätter aus Knoten, aus welchen sich bei der Vermehrung Wurzel bilden. Da die Reben bei dieser Pflanze deutlich dünner sind, sollten Sie am besten längere Reben, die zwei bis 3 Knoten besitzen, in ein Wasserglas stecken. Die Knoten, die unter Wasser sind, müssen Sie blattfrei machen, da diese Blätter ansonsten schimmeln werden. Auch bei dieser Pflanzen kann man nach etwa einer Woche eine Wurzelbildung beobachten. Zum Akklimatisieren sollten Sie, wie auch bei der Efeutute, die Erde, in die der Steckling gesetzt wird, besonders feucht sein.
Monstera
Die Fensterpflanze erlangt mit ihren großen Blättern immer mehr Aufmerksamkeit. Sie bringt tropischen Atmosphäre in den Raum, in dem sie stehen. Da sie in der Anschaffung ein Loch in Ihre Brieftasche reißen kann, ist es vorteilhaft zu wissen, wie Sie die Monstera vermehren können. Um bei ihr eine erfolgreichen Pflanzenvermehrung durchzuführen, müssen Sie als Erstes die Knotenpunkten finden. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass zwei Triebe aus demselben Knoten wachsen. Außerdem bilden diese oft auch Luftwurzeln aus. Diese befinden sich zumeist an der Unterseite und können ausgesprochen lange werden.
Für die Vermehrung schneiden Sie den Trieb ein bis zwei Zentimeter vor dem Knoten ab. Benutzen Sie ein scharfes Messer oder eine Schere. Umso besser Ihr Werkzeug schneidet, umso weniger beschädigen Sie die Mutterpflanze und ersparen ihr qualvolle Stunden. Befindet sich eine Luftwurzel auf dem Knoten, können Sie diese daran lassen. Sollte sie zu lang sein und somit unvorteilhaft Hand zu haben, kann man diese auch problemlos kürzen, da sie später wieder nachwachsen werden.
Bei der Monstera kann die Variante im Wasserglas verwendet werden. Für Ungeduldige bietet sich jedoch das direkte Einpflanzen in Erde an. Dafür befüllen Sie einen Topf mit Erde, graben ein kleines Loch in die Mitte und stecken den abgeschnittenen Teil mit dem Knoten in die Erde. Biegen Sie vorhandene Luftwurzeln nach unten und vergraben diese. So können Luftwurzeln weitere Wurzeln in die Erde schlagen. Monstera benötigen viel Wasser. Beachten Sie das beim anschließenden Gießen.
Pfannkuchenpflanze
Die südostasiatische Pfannkuchenpflanze, oder auch chinesischer Geldbaum, ist als Zimmerpflanze weit verbreitet und ist ein gern gesehenes Geschenk. Ihre Verbreitung ist mitunter auf ihre einfache Vermehrung zurückzuführen. Anders als die bereits erwähnten Pflanzen bildet die Pilea peperomioides Jungpflanzen aus den Wurzeln aus. Die Nachwuchspflanzen bahnen sich ihren Weg an die Erdoberfläche und beginnen ihre Entwicklung. Sobald Sie eine der Pflanzen entdecken, könne sie die Pflanzenvermehrung beginnen. Graben Sie die Mutterpflanze aus und betrachten sie die Wurzeln, aus denen der Sprösslinge wächst. Sie benötigen kein Werkzeug, brechen Sie die Jungpflanze einfach mit den Händen ab. Dabei sollte die Kleine ein paar Wurzeln mitnehmen.
Tritt dabei ein kleines Missgeschick auf, sprich die Pflanze bricht entzwei oder Sie erwischen keine Wurzeln, gib es keinen Grund zur Panik. Die Pfannkuchenpflanze ist nicht nachtragend, sie wird trotzdem wachsen. Ebenso wie die besprochenen Pflanzen zuvor kann man auch diese Pflanze sowohl in Wasser als auch in Erde züchten. In Erde gepflanzt benötigen sie anfangs mehr Aufmerksamkeit, halten Sie den Boden feucht und gießen Sie regelmäßig. Zum Vermehren platzieren Sie den Steckling in das gewählte Nährmedium und schon können Sie ihm beim Wachsen zusehen.
Glücksfeder
Die dicken, grünen Blättern sind das markante Markenzeichen der Zamioculcas zamiifolia. Sie eignet sich hervorragend für Anfänger, da auch auf wenig Licht oder Wasser nicht drastisch bis gar nicht reagiert. Bei ihr bieten sich zwei Varianten der Pflanzenvermehrung an. Einerseits können Sie einen Stängel kurz über der Erdoberfläche abschneiden und in feuchte Erde pflanzen. Andererseits bietet sich bei dieser Pflanze eine Vermehrung durch Teilung der Rhizome an. Graben Sie dafür die Pflanze aus, entfernen die Erde vom Wurzelballen und trennen sie mindestens ein oder zwei Rhizome mitsamt ein paar Wurzeln vom Rest ab.
Die erhaltenen Stängel mit Rhizome und Wurzeln geben Sie in ein Wasserglas. Anschließend pflanzen Sie das Gebilde in einen Topf mit feuchter Erde. Danach stellen Sie die Pflanze an einen Standort mit indirektem Sonnenlicht und kümmern sich die nächsten zwei Wochen ausführlicher um die Jungpflanze als es die Mutterpflanze verlangte. Wenn sich die Pflanze von der Trennung erholt hat, werden sich hellgrüne Stängel und Blätter ausbilden. In kurzer Zeit wird die kleine Glücksfeder optisch gleich ansprechend sein wie Ihr großer Geldbaum.