Microgreen, zu deutsch Mikrogrün, ist eine urbane Form der Gärtnerei. Sie findet Anklang bei Gärtnern in Städten, wo aufgrund von urbanen Lebensbedingungen, nicht immer Platz für einen eigenen Garten ist. Sie müssen aber nicht zwingend in einer Großstadt wohnen, um Microgreen züchten zu dürfen. Es kann natürlich auch im Eigenheim, der Garage oder Keller gehalten werden. Solange die Umgebungsbedingungen stimmen, können Sie von der eigenen Nahrungsversorgung profitieren. Microgreen wird als Superfood betitelt, da sie wahre Nährstoffbomben sind und zudem noch einen wunderbar frischen Geschmack liefern.
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Was ist Microgreen?
Microgreen ist ein Überbegriff für kleine Pflanzen, genauer gesagt Pflanzen und Sprossen. Sie kennzeichnen sich dadurch, dass sie nicht viel Platz und Erde zum Wachsen benötigen und, sobald sie Licht erblicken, schnell anwachsen. Auch wenn Sie von dem Begriff Microgreen gerade das erste Mal hören, Sie kennen sicherlich Kresse, welche auch ein Microgreen ist. Dieses Superfood kennzeichnet sich durch die kleine Wuchsgröße und den enormen Nährstoffgehalt aus. Die Miniaturvarianten sind Studien zufolge sogar bis zu viermal nährstoffhaltiger als die ausgewachsenen Pflanzen. Da es sich um die gleiche Pflanze handelt, unterscheiden sich die Samen nicht. So können herkömmliche Pflanzen wie Brokkoli als Microgreen gezüchtet werden. Anders als im Garten, wo die Samen in einem Abstand gesät werden, werden diese beim Microgreen dicht nebeneinander gestreut. Da die Pflanzen jung geerntet werden, ergeben sich kurze Wachstumszeiten. Brokkoli kann etwa nach 11 Tagen, Basilikum nach 25 Tagen geerntet werden.
Mikrogrün – Vorbereitung
Microgreen wird vorzugsweise in Anzuchtschalen gepflanzt. Diese sind nicht besonders tief, dafür aber weitläufig. Durch die Form und Größe der Anzuchtschale bestimmen Sie wieviel Anzuchtfläche zur Verfügung steht. Weiters benötigen Sie ein Nährmedium. Hierbei können Sie sich zwischen gewöhnlicher Erde, Nährstoffmatten oder Hydrokultur entscheiden, wobei die Erdvariante am weitverbreitetsten ist. Achten Sie bei der Auswahl der Erde, dass diese feinkörnig sein sollte. Bedenken Sie, dass die kleinen Pflanzen rapide wachsen und man ihrer Wurzelausbildung wortwörtlich keine Steine in den Weg legen sollte. Bei herkömmlicher Gartenerde sind meist größere Holzstücke oder Erdklumpen untergemischt, welche das Wachstum des Mirkogrüns beeinflussen.
Pflanzen ohne Hindernisse bei der Wurzelbildung würden schneller gedeihen als jene, die erst Hürden überwinden müssen. Um sich selbst später eine Menge Arbeit beim Ernten zu ersparen, zielen sie ein ebenes Beet an, was durch klumpige Erde schwer erreicht werden kann. Die benötigten Samen für die Aussaat lassen sich in jeder Gärtnerei finden, doch bedenken Sie die Menge an Samen, welche Sie benötigen. Da die meisten Samenpackungen für eine reguläre Anwendung für ausgewachsene Pflanzen gedacht sind, kann Ihnen das ein kleines Loch in den Geldbeutel reißen. Greifen Sie besser zu Großpackungen, die für die Landwirtschaft oder speziell für Züchten in Miniaturform gedacht sind. Anders als gewohnt, lässt man beim Aussäen bei der Mirkovariante keinen vorgegebenen Abstand zwischen Samenkörnern. Diese streut man über die gesamte Erdoberfläche.
Wie verteilt man die Samen?
Da die Auswahl der Erde, und im späteren Verlauf auch das Befüllen des Beetes, gezielt auf Ebenmäßigkeit in der Anzuchtschale abgestimmt wurde, sollte man es bei der Aussaat gleich halten. Verstreuen Sie die Samen gleichmäßig über die Erde, sodass diese leicht bedeckt ist. Es lässt sich keine genaue Menge an Samen vorgeben, da diese je unterschiedliche Größen und Texturen besitzen. Sollten Sie jedoch bei den Anfangsversuchen zu viel oder zu wenig Samen verwenden bemerken, Sie das spätestens bei der Ernte. Doch es gibt keinen Grund zur Unsicherheit. Ihre zukünftigen Sprossen sind nicht nachtragend und werden Ihnen geschmackliche Höhepunkte verschaffen. Damit ihre Samen auch keimen, müssen manche in Wasser eingelegt werden. Weizengrass muss bis zu zwölf Stunden im Wasser verbringen, Erbsensprossen wiederum nur etwa vier Stunden. Im Regelfall lässt sich sagen, dass die Samen zwischen sechs bis zwölf Stunden einweichen sollten.
Umso härter die Schale ist, umso länger müssen sie aufweichen. Achten Sie darauf, dass Sie nicht auf Ihr Saatgut vergessen und dieses möglicherweise länger als zwölf Stunden im Wasser verbringt. Zu viel Wasser lässt den Samen „ertrinken“ und verrotten.
Aussaat
Bevor die Aussaat beginnt, muss man zuerst die Anzuchtschale mit Erde auffüllen. Lockern Sie die Erde etwas auf, entfernen mögliche Erdklumpen oder Holzstücke und schütten Sie ein bis zwei Becher Wasser in die Anzuchtschale. Das Wasser sollte nur den Boden bedecken und dient dazu, dass die Erde sich einen Wasservorrat ansammeln kann. Befüllen Sie die Anzuchtschale nun mit der Erde und achten Sie darauf, dass ein bis zwei Zentimeter vom oberen Rand frei bleiben. Durch diesen erdfreieN Raum wird das Ernten deutlich einfacher, da Sie dabei keine Erdreste auf den Pflanzen haben werden. Drücken Sie die Erde anschließend zärtlich und nicht zu fest an. Schließlich verteilt man die Samen gleichmäßig über das gesamte Beet.
Vergessen Sie nicht auch die Ecken und Randstücke zu besäen. Damit dabei nichts ungewollt auf den Boden fällt oder verloren geht, empfiehlt es sich bei diesem Schritt eine Unterlage zu verwenden. So können Sie Samen, die es beim ersten Anlauf nicht in die Anzuchtschale schafften, erneut platzieren. Auch wenn bereits eine Wasserversorgung durch das vorhergehende Gießen besteht, feuchtet man die Samen mit einer Sprühflasche leicht an. Achten Sie darauf, dass sie genügend Abstand zu dem Saatgut halten, damit diese nicht durch den Druck der Sprühflasche Klumpen bilden. Hierbei feuchtet man die Oberfläche nur an, es sollten sich keine Pfützen bilden. Nach dem Besprühen benötigt der Großteil an Samen Dunkelheit, um zu keimen.
Sie können dieses mit etwas Erde bedecken, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Jedoch werden Sie später Erdstücke auf ihrem Microgreen haben. Vorteilhafter ist es, das Saatgut anstatt mit Erde anhand einer weiteren Anzuchtschale zu bedecken. Durch diesen Schritt bleibt ihr Saatgut erdfrei und sie bekommen die Dunkelheit, die sie fordern. Stellen Sie die Anzuchtschale an einen dunklen Ort und lassen Sie sie bedeckt.
Mikrogrün – Wachstumsphase
Nach etwa drei Tagen, sobald sich die obere Anzuchtschale etwas hebt, beginnt die Wachstumsphase. Die jungen Pflanzen mussten gegen das Gewicht der Anzuchtschale kämpfen, was sie deutlich stärker werden ließ. Somit haben sie einen guten Ausgangspunkt um etwas an Größe zu erlangen. Nachdem man die Abdeckung entfernt hat, sind gelbe Pflanzen vorzufinden. Ihre Farbe liegt daran, dass diese ihre bisherige Zeit auf der Erde nur in völliger Finsternis verbrachten und noch keine Gelegenheit für Photosynthese hatten. Damit sie ihrem Wachstum weiter fortsetzen und sich ausbilden können, benötigen sie Licht – eine Menge Licht.
Sie können unterschiedliche Lichttechnologien anwenden. Wichtig ist, dass sich die Lichtquelle über dem Anzuchtkasten befindet, andernfalls würden die Pflanzen nicht gerade nach oben wachsen. Sie können Halogenlampen verwenden, jedoch sind diese durch die Wärmeausbildung und dem hohen Stromverbrauch nicht empfehlenswert. Entscheiden Sie sich jedoch für diese Variante, müssen Sie auf den Abstand der Lampe zu den Pflanzen achten. Diese dürfen nicht zu viel Wärme abbekommen, da die Jungpflanzen noch schwächlich und nicht hitzeresistent sind. Eine 440 Watt Weißlicht LED Lampe eignet sich hervorragend für die Anzucht von Microgreen. Diese haben einen guten „Footprint“, der Bereich den sie ausleuchten, und erzeugen vergleichsweise wenig Hitze. Wie auch Pflanzen im Garten benötigt Microgreen einen Tag-Nacht-Rhythmus. Hierbei können Sie beispielsweise eine Zeitschaltuhr verwenden.
Mikrogrün – Was gilt in der Anfangszeit?
Für die Anfangszeit, in der Licht für die Pflanzen noch ungewohnt ist, ist es vorteilhaft den Rhythmus auf zwölf Stunden Tag, also Licht ein, und zwölf Stunden Nacht zu halten. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase können Sie die Anzahl an Lichtstunden erhöhen. Dabei sollte man eine maximale Tageslänge von achtzehn Stunden nicht überschreiten, da die Pflanzen eine Ruhephase von mindestens sechs Stunden benötigen. Je nach Lichtmenge benötigen Pflanzen mehr oder weniger Wasser. Selbes gilt natürlich für die, von der Lampe ausgehenden, Wärme. Heben Sie die Anzuchtschalen hin und wieder an und erlangen Sie ein Gefühl dafür, ob die Pflanzen Wasser benötigen oder nicht. Fühlt sich die Schale leicht an, können Sie beim nächsten Gießen etwas mehr Wasser zugeben, ist sie schwerer als sonst, sollten Sie das nächste Mal besser etwas weniger gießen. Kontrollieren Sie Ihr Mikrogrün regelmäßig. Die Pflanzen benötigen viel Wasser, jedoch darf man sie nicht überwässern.
Zu viel Wasser begünstigt Schimmelausbildung, die Sie vermeiden wollen. Tritt sie trotzdem auf, greifen Sie am besten zu Grapefruit-Extrakt und behandeln die betroffene Stelle. Aber auch eine Überdosis an Licht lässt die Pflanzen verwelken, bei zu wenig verwelken sie oder wachsen äußerst langsam. Bei größeren Samen, wie Sonnenblumen, verbleibt der Samenkern meist auf der Spitze der Pflanze. Bürsten Sie mit ihrer Hand leicht über den Pflanzenteppich, um die Samenreste zu entfernen. Selbes gilt für Pflanzen, die nach dem Gießen aufgrund der Wassertropfen eingeknickt sind.
Mikrogrün – Ernten
Sobald sich die Pflanzen ausgebildet haben, können Sie sich aufs Ernten vorbereiten. Je nach Pflanzenart unterscheidet sich das Erntewerkzeug. So können Sie für Weizengras eine Grasschere, für Schnittlauch eine Schere oder für Brunnenkresse ein Messer verwenden. Prinzipiell können Sie mit jedem Werkzeug ernten. Wichtig ist, dass das Werkzeug geschärft ist und gut schneidet. Auch ergeben sich unterschiedliche Vorteile bei der Verwendung bei unterschiedlichen Pflanzenarten. Haben Sie eine große Fläche zu ernten bietet sich eine Grasschere an, eine gezielte Ernte lässt sich mit einer Schere oder einem Messer erzielen. Halten Sie eine große Schüssel bereiten und füllen diese nach und nach mit den Pflanzenteilen auf. Sie müssen nicht alles auf einmal ernten, bei den meisten Pflanzen bietet sich das jedoch an. Einige wenige Pflanzen, wie Weizengras, wachsen nach dem Ernten wieder nach, solange man das Mirkogrün sanft geerntet hat und die Wurzeln in der Erde verbleiben.
Platzieren Sie die Anzuchtschale erneut unter dem Licht, gießen Sie die verletzten Pflanzen etwas mehr und sehen ihnen beim erneuten Wachsen zu. Haben Sie beim Ernten keine Erdreste oder hatten keinen Pathogenbefall an den Pflanzen, müssen Sie diese nicht unbedingt waschen. Sie wissen wie das Mikrogrün gezogen und behandelt wurde. Verwenden Sie es so frisch wie möglich. Am besten binnen der nächsten drei bis fünf Tage. In dieser Zeit leben die Pflanzen noch und es kommt zu keinem Geschmack- oder Nährstoffverlust. Natürlich können Sie Ihre Ernte auch einfrieren und für einen späteren Zeitpunkt aufbewahren. Sie können das Microgreen entsaften, es bei Smoothies verwenden, bei Salat untermischen oder in der Pfanne anbraten – die Möglichkeiten sind endlos.
Beliebte Pflanzenarten für Mikrogrün
Bei Mirkogrün gibt es, wie bei Gartenpflanzen, Sorten die sich leichter als andere züchten lassen. Sonnenblumen-, Rettich- und Brunnenkresse zählen zu den einfachsten Arten und sind dankbare Untermieter. Sie verzeihen so manchen Fehltritt, den man als Ungeübter im Gebiet des Micro-Planting begeht. Für den Gebrauch im Eigenheim, gerade im Sommer, bieten sich Salatmischungen an. Diese können entweder als Fertigmischung in den unterschiedlichsten Geschmackvariationen gekauft oder selbst zusammengemischt werden. Kräuter, die Sie normalerweise Garten anpflanzen würden, wie Basilikum oder Schnittlauch, kann man auch als Mikrogrün züchten. Für den ultimativen Nährstoffkick können Sie sich an Weizengras und Spinat versuchen – sofern diese Ihren Geschmack trifft. Blumenkohl, Kohlrabi, Brokkoli und Erbensprossen sind gute Kombinationen, da diese in etwa gleich schnell wachsen.
Mögliche Fehler
Beim Züchten von Microgreen gibt es nur wenig zu beachten, doch auf die Punkte Vorbereitung, Beleuchtung und Wasserhaushalt muss man ein Augenmerk legen. Verkümmertes Microgreen wird beispielsweise durch zu wenig Wasser oder Licht erzeugt, ebenfalls lässt zu dicht gesätes Saatgut Pflanzen nicht ordnungsgemäß wachsen. Entdecken Sie beim Ernten, dass ein Teil der Pflanzen von Pathogenen befallen ist, genügt es den befallenen Teil auszusortieren. Die restliche Ernte können Sie waschen und wie gewünscht weiterverwenden.
Anfänger auf diesem Gebiet übersehen den korrekten Erntezeitpunkt und lassen ihr Mikrogrün länger wachsen als nötig. Sobald das Microgreen über den Rand des Zuchtgefäßes hinausragt, können Sie sich sicher sein, dass man ernten sollte. Zu große Pflanzen verlieren eventuell etwas an ihren Nährstoffen, tragen aber keine größeren Schäden davon – das Ernten selbst kann sich aber als schwieriger als notwendig gestalten. Ein weiterer fataler Fehler ist es, das überbleibende Wurzelkonstrukt und Erde im Restmüll zu entsorgen. Diese Reste eignen sich hervorragend für Wurmkompostierung, kann aber in jedem Fall kompostiert werden.